Erster Dienst im Pidgin-Gebiet
Hier in der Versammlung Logpom-Pidgin gibt es jeden Tag einen Treffpunkt – außer montags. Von Dienstag bis Freitag sind alle Verkündiger zu diesen Zusammenkünften eingeladen. Am Samstag organisiert dann jede Predigtdienstgruppe für sich ihren Dienst.
Am 3. Tag nach unserer Ankunft wollten wir auch beim Dienst mitmachen. Denn dazu sind wir schließlich nach Kamerun gereist! Wir wurden von Caleb abgeholt, der uns zum vereinbarten Treffpunkt begleitet hat. Übrigens: Wie man hier in Douala von A nach B kommt, das erzählen wir euch ein andermal noch genauer …
Der Treffpunkt fand am Rand der Hauptstraße statt, und ca. 10 Brüder und Schwestern trafen so langsam ein, einer nach dem anderen. Auch der kleine Marwel war mit dabei.
Joseph mit seinem Sohn Marwel
Nach dem kurzen Treffpunkt ging es dann zu Fuß, weg von der Hauptstraße, hinein ins Gebiet – über Stock und Stein und eine Vielzahl von Pfützen und matschige Wege.
Rund 15 Minuten später waren wir in dem Gebiet, das wir an diesem Tag als Gruppe bearbeiten würden. In Douala spricht die Mehrheit der Menschen Französisch, aber da wir die Pidgin-Englisch-sprachige Versammlung unterstützen, konzentrieren wir uns in unserem Dienst darauf, Menschen zu finden, die Englisch bzw. Pidgin sprechen.
Auf dem Weg ins Gebiet hatte ich (Joachim) Gelegenheit, mich ein wenig mit einem der Brüder zu unterhalten. Er heißt Serges und ich habe ihn gefragt, ob er schon lange in Douala sei. Er meinte, er lebe seit 1998 hier und sei zuvor an der Küste gewesen, wo er als Fischer gearbeitet habe. Seine Familie war immer schon gläubig, aber gehörte zu einer presbyterianischen Kirche. Mit der Zeit fiel Serges aber auf, dass in den Gottesdiensten nie die Bibel verwendet wurde. Er sah auch, dass die Bibel immer nur ins Regal wanderte und dann, am nächsten Sonntag, vor dem Gottesdienst hektisch herausgesucht wurde. Und das brachte ihn zum Nachdenken. Mit Gott hatte das alles nämlich nicht wirklich viel zu tun.
Jemand aus seiner Familie fragte ihn später, ob Gott ihm denn nicht wichtig sei. Immerhin waren die anderen in der Familie recht viel in der Kirche engagiert. Er meinte dann, falls er sich jemals für Religion interessieren sollte, dann würde er sich mit Jehovas Zeugen auseinander setzen. Denn von ihnen wusste er durch eigenes Beobachten: Sie taten auch, was sie lehrten, und waren echt. Und so kam es, dass er schließlich wirklich anfing, die Bibel zu studieren, und sich taufen ließ. Die Ehrlichkeit und reine Herzenseinstellung dieses Bruders haben mich beeindruckt.
Wir suchen die, die den Frieden lieben
Der Predigtdienst ist im Moment zu großen Teilen Suchdienst, denn auch hier war ja seit Jahren kein Zeuge mehr von Haus zu Haus unterwegs. Das heißt, jeweils zwei Verkündiger klopfen in Sichtweite der anderen (das sorgt für mehr Sicherheit) an eine Haustür, stellen sich vor und fragen dann, ob die Person Pidgin-Englisch spricht. Ist die Antwort positiv, lässt sich ein Gespräch mit einem Aufhänger wie bei uns beginnen. Falls es aber ein französisch sprechender Mensch ist, erkundigen wir uns, ob nebenan Pidgin gesprochen wird.
Einmal trafen wir in einem Hof auch auf einen Mann, der Muslim war. Rund 20 % der Bevölkerung sind hier Muslime. Passenderweise verwendete Caleb, der Bruder, mit dem ich im Dienst war, einen Bibeltext aus den Psalmen, und fragte den Mann, ob er glaube, dass man für immer auf einer friedlichen Erde leben kann. Der Mann verneinte das, denn angesichts der Umstände heute sei das nur schwer vorstellbar. Der Mann schien aber dann nicht mehr so sonderlich interessiert, im Gegensatz zu einem weiteren, etwas jüngeren Mann, der nebenan in der kleinen Wohnung lebte und im Vorbeigehen einfach mitdiskutierte. Wir wollen ein andermal nochmal wiederkommen, wenn dieser zweite Mann mehr Zeit hat.
Auf diese Weise begegneten wir nicht nur Menschen, die in ihren einfachen Behausungen und Häusern leben, sondern auch Hühnern und Katzen. Die sind meist zutraulich, wir sind aber dennoch vorsichtig. Dieses Kätzchen heißt Sarah.
Die vier Hannahs
Franca und Jemimah, ihre Dienstpartnerin, klopften an eine Metalltür, und schließlich wurde geöffnet. Dann verschwanden die beiden für eine ganze Weile hinter der Tür, und wir wussten zunächst nicht, was passiert. Später erzählten sie uns dann diese Erfahrung:
Eine junge Frau öffnete das Eisentor und sagte: „Kommt rein! Kommt rein…“ Leicht verdutzt folgte ich den beiden, denn ich war in der Annahme, dass Jemimah die Frau kannte. Die Dame führte uns auf ihre Terrasse, auf der uns eine weitere Dame willkommen hieß und mehrere Stühle und Hocker hinstellte. Wir setzten uns alle – Stille – ich wunderte mich ein bisschen, warum Jemimah nicht das Wort ergriff. Kannte sie die Frau entweder gar nicht und wartete darauf, dass ICH etwas sagte … Dann sprach die 2. Dame: „Habt ihr gerade eine Predigtaktion?“ „Nein, das war letzten Monat“, antworteten wir. „Ach, dann hat euch die französischsprachige Zeugin geschickt.“ “Nein, wir sind heute hier im Haus-zu-Haus-Dienst auf der Suche nach Pidgin-Englisch-sprachigen Menschen, um sie zu unseren Zusammenkünften einzuladen.“ Sie schrie begeistert auf: „Danke Jehova!“ Jetzt verstand ich gar nichts mehr 🤔
Die Dame erklärte uns dann, dass sie mit ihrem Mann und kleiner Tochter erst kürzlich in Douala angekommen sei. Alle in ihrer Familie sind Jehovas Zeugen, aber sie war das „schwarze Schaf“ in der Familie und hat früh die Wahrheit verlassen. Jetzt, wo sie ihr Leben in geregelte Bahnen gebracht hat und Mutter geworden ist, möchte sie wieder zurück und studiert zusammen mit ihrem Mann mit einem Kreisaufseherpaar via Telefon die Bibel. Aber um wirklich Fortschritte in der Wahrheit machen zu können, müssen sie in die Versammlung gehen. Deshalb hat sie in der Nachbarschaft nach Jehovas Zeugen gefragt und wurde zu einer Schwester aus der französischen Versammlung verwiesen. Da sie aber nicht so gut französisch spricht, bat sie darum, mit den Pidgin-Englisch-sprachigen Brüdern Kontakt zu haben.
Am genau darauffolgenden Tag standen wir an ihrem Tor. Sie war so begeistert, dass Jehova so schnell ihre Gebete erhört hatte… und wir erst 😜
Letzte Woche hatten wir Kongress über JW Stream Studio, aber dieses Wochenende möchte sie mit ihrem Mann kommen. Da sich in Kamerun laut Corona-Verordnung nur maximal 50 Leute treffen dürfen, ist das mit der Präsenzversammlung gar nicht so einfach. Jede Woche gibt es eine Liste, wer kommen darf und wer nicht. Wenn sie und ihr Mann wirklich kommen, müssen 2 andere zu Hause bleiben. Aber dazu sind wir natürlich bereit!
Übrigens heißt die Dame Hannah. Ihre Mutter, die sie sofort anrief, um ihr von Jehovas Wunder zu erzählen, heißt auch Hannah, und ihre kleine Schwester, die uns das Tor öffnete, wird die kleine Hannah genannt. Ihr Baby, das nur wenige Wochen alt ist, bekam nach alter Familientradition ebenfalls den Namen Hannah. Somit gibt es 4 Hannahs in 3 Generationen.
Franca und Jemimah im Dienst
Gegen 11:30 Uhr machten wir dann Schluss mit dem Predigtdienst, denn danach beginnt die Hitze des Tages wirklich zu drücken, und selbst das Laufen wird unter der tropischen Sonne Afrikas zur Qual. Wer will, der kann aber auch noch weitermachen und kümmert sich dann um die Rückbesuche und Bibelstudien.
Von rechts nach links: Franca, Serges, dann zwei Brüder, deren Namen wir noch nicht kennen, dann Joseph mit Marvel, Adolf, Magdalène, Mummy Sylvia, noch ein Bruder, schließlich Jemimah, Caleb und Joachim.