Autos, LKW und kein TÜV
Setzt ihr euch in Deutschland in ein Taxi, solltet ihr doch davon ausgehen können, dass es einen gültigen TÜV hat. Denn nur so könnt ihr euch sicher sein, dass das Auto auch wirklich straßenverkehrstauglich ist.
In Kamerun gibt es allerdings scheinbar keinen TÜV, zumindest habe ich bisher noch von keinem gehört. Und das lässt auch durchaus Rückschlüsse auf die hier fahrenden Autos zu. Aber schaut selbst …
Dies ist ein ganz normales Taxi, das man jeden Tag auf den Straßen von Douala finden kann. Und wenn wir ehrlich sind, braucht das Auto auch nicht wirklich Rücklichter, denn nachts ist sowieso kaum jemand unterwegs. Wenn der Fahrer Aufmerksamkeit haben möchte, drückt er einfach auf die Hupe – und das passiert hier sehr oft, denn die Straßen sind voll und es wimmelt überall nur so von Fußgängern und zielstrebigen Motorradfahrern.
Da macht es auch Sinn, dass der Taxifahrer hinten auf der Stoßstange eine Aufschrift „Prudence SVP“ (französisch für „Vorsicht bitte“) angebracht hat. Bei anderen Fahrzeugen, Autos und Motorrädern gleichermaßen, finden sich übrigens auch oft Aufschriften, die sich in irgendeiner Weise auf Gott beziehen. Heute beispielsweise las ich eine Aufschrift bei einem Motorrad „Nichts kann den Plan Gottes für dein Leben aufhalten“ …
Taxis ersetzen hier übrigens Linienbusse. Du stellst dich an die Hauptstraße und wartest ein oder zwei Minuten. Dann hält ein Taxi und der Fahrer fragt dich, wohin du möchtest. Falls er dort hinfährt und passendes Wechselgeld hat, nimmt er dich mit.
In ein Taxi passen übrigens 6 oder 7 Leute: hinten 3 oder 4, vorne der Fahrer und zwei Personen auf dem Beifahrersitz. Einer muss dann auf der (meist gepolsterten) Handbremse sitzen, und schon geht’s los … Jeder zahlt seine eigene Taxigebühr. Für eine 5-minütige Fahrt sind das ca. 150 CFA-Franc, was umgerechnet 0,23 Euro entspricht. Für den Preis darf man dann auch nicht allzu viel Service erwarten. Man sollte auch nicht davon ausgehen, dass die Autotür von innen geöffnet werden kann. Der Griff ist oft kaputt und man muss dann durch das Fenster von außen die Tür öffnen.
Yango, der neue Star
Die Alternative, seit November 2021 ganz neu in Douala: Yango. Das ist eine Taxi-App (Yango im Play Store), mit der man einstellt, wo man ist und wohin man möchte. Dann erscheint der Preis, und man kann noch auswählen, ob man ein Auto mit Klimaanlage haben möchte. Der Fahrer, der die Fahrt annimmt, ruft dann binnen weniger Sekunden nochmal an und fragt nach dem Standort. Viele Passagiere geben nämlich nicht genau an, wo sie sind, sondern nur ungefähr. Dabei wäre es über die App wirklich einfach, auf der Karte den Standort auszuwählen.
Großer Vorteil: Yango-Taxis fahren auch in die Stadtviertel hinein, also abseits der geteerten Hauptstraße. Sie bewegen sich durch unbefestigte Ortsstraßen und setzen dich auf Wunsch direkt vor der Haustür ab. Wirklich klasse, finden wir!
Der optimale Abstand
Offiziell darf man auf den Straßen von Douala bis zu 60 km/h fahren. Aber so schnell kommt hier kaum einer von der Stelle, denn erstens sind die Straßen von der Bodenstruktur nicht dafür geeignet, da es hier nur von Schlaglöchern wimmelt. Und zweitens sind so viele Menschen unterwegs, dass schnell ein Unfall entstehen würde. Wer eine Autopanne hat, kann sein Fahrzeug einfach am Straßenrand stehen lassen.
Dieser Mann hier hat sogar an das Warndreieck gedacht – und es in angemessener Entfernung zu seinem Fahrzeug aufgestellt. Hätte er es weiter weg aufgestellt, wäre es vermutlich sowieso schon längst gestohlen.
Und wenn wir schon über Motorradfahrer reden: Neulich saßen wir in einem Taxi, das erste nagelneue Taxi, das für Kamerun gekauft wurde, es wurde vor 2 Wochen zugelassen. Dann fuhr ein Motorradfahrer viel zu schnell um die Ecke, streifte uns seitlich, und wir konnten gerade noch so ausweichen. Super, dass der Taxifahrer so geistesgegenwärtig reagiert hat. Ganz so neu sieht sein Taxi jetzt leider nicht mehr aus.
Recycling 2.0
Sonst sieht man eigentlich nur selten Neuwagen auf den Straßen dieser Stadt. Oft sind es Fahrzeuge mit Rissen in der Windschutzscheibe, mit irgendwelchen Kratzern oder Beulen oder bei denen hinten etwas vom Auto herunterhängt. Wer einmal durch ein richtig tiefes Schlagloch gefahren ist, sodass das Auto aufsetzt, weiß, wovon ich rede.
So wundert es auch nicht, dass wir auf den Straßen oft Fahrzeuge sehen, die eigentlich in einem anderen Land unterwegs waren – früher. Jetzt dienen sie den Bewohnern von Kamerun als Fortbewegungsmittel. Wisst ihr, woher dieses Auto ursprünglich stammt?
Ja, richtig: Der neue Besitzer hat nicht einmal die Umweltplakette aus Mainz entfernt. Als Umweltzone würde ich Douala aber dennoch nicht unbedingt einstufen! 😁
Transporte leicht gemacht
Ich wusste gar nicht, dass Möbel Martin weltweiten Lieferservice anbietet! Vielleicht sollte ich mir auch mal was bei denen bestellen …
Apropos bestellen: Wie würdet ihr eine Schaufel, eine Kühltruhe, eine große Tasche mit Sachen und drei Leute von A nach B transportieren? Nun, wie sich herausstellt, reicht dafür hier ein einziges Motorrad! Ein wirklich effizientes Transportunternehmen, würde ich sagen. 😆
Wir hier in Kamerun lernen übrigens, wie wir in die neue Welt kommen: Und zwar mit dem Auto. Dafür gibt es extra Fahrschulen. 😅